Kinderchor Brno (unter Mitwirkung des Miloslav Ištvan Quartett)

Leoš Janáček Kleine Königinnen

Bohuslav Martinů Liederbündel – Auswahl aus der Version für Kinderchor und Klavier

Karel Reiner Das geblümte Pferd

František Domažlický Böhmische Lieder für Kinderchor und Streichquartett


Kinderchor Brno

chorleiter Valeria Maťašová


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Bei diesem Konzert im Mozartsaal wirkt der Kinderchor Brno mit, der seit 2004 aus dem Operngeschehen der Stadt nicht wegzudenken ist. Neben seiner regelmäßigen Teilnahme an Opernaufführungen hat sich dieser Kinderchor auch durch seine Konzertauftritte einen Namen gemacht.

Die Kleinen Königinnen – „Alte zeremonielle Volkstänze mit Gesängen“ sind eine anmutige Komposition Janáčeks aus dem Jahr 1889, also den Anfängen seiner intensiven Beschäftigung mit der musikalischen Folklore Mährens. Umzüge junger Mädchen, der sog. kleinen Königinnen, gehören zu den ältesten Volksbräuchen in Verbindung mit dem Frühlingsbeginn. Im Jahr 1888 wurde dank der Volkskundlerin Lucie Bakešová eine derartige Zeremonie mit elf Auftritten als Bestandteil einer Ausstellung in Ořechov bei Brünn aufgeführt. Mit dem Ehepaar Bakeš arbeitete Janáček häufiger zusammen, und so schuf er kurz darauf eine Klavierbegleitung zu den Kleinen Königinnen von Ořechov, die bis heute durch ihre Melodizität und ihr anmutige Schlichtheit begeistert. Es entstanden jedoch auch andere Adaptionen der Kleinen Königinnen, so etwa aus der Feder des Komponisten und Dirigenten Karel Kovařovic.

Zum Schreiben des Liederbündels brachte Bohuslav Martinů (1890–1959) sein Interesse an alten tschechischen Spielen und Kinderreimen. Erste Kompositionsversuche auf der Grundlage alter tschechischer Kinderreime finden sich in seinen Frauenchören. In Paris kam er 1930 auf die Idee, ein volkstümliches Theaterstück zu schreiben – das Liederbündel. Zur Hand hatte er nur Erbens Sammlung von Kinderreimen, weitere Anregungen fand er jedoch in der tschechischen Gemeinde in den Büchern von Božena Němcová. Da dies jedoch noch immer nicht genügte, durchforstete Martinů die Archive und stellte Materialien zur Vertonung zusammen. Als erstes vertonte er im Januar 1931 die Legende von der heiligen Dorothea, die den Ausgangspunkt für die restliche Komposition bildete, welche er im Februar 1932 mit der Vertonung von Erbens Hochzeitshemden abschloss, die jedoch schlussendlich nicht mehr im Liederbündel enthalten waren. Martinů ging es vor allem um die Schaffung eines szenischen Volksspiels. Er verwendete bewusst sehr einfache Mittel, um die volkstümliche Lyrik des gesamten Werkes zu unterstreichen. Ursprünglich war das Liederbündel für Kammerorchester konzipiert, doch erlebte es 1940 eine Neuinstrumentierung. Im Rahmen des Konzerts wird eine Auswahl aus diesem Werk mit Klavierbegleitung erklingen.

Das geblümte Pferd von Karel Reiner (1910–1979) besteht aus Gedichten, Spielen und Reimereien für Soli, Kinderchor, Rezitator und Klavier und basiert auf Worten von Norbert Frýd, der im Getto Theresienstadt als Erzieher tätig war. Frýds ABC vom geblümten Pferd war ein Teil der dort verwendeten Kinderfibel. Zusammen mit Karel Reiner stellte er eine Reihe von Kinderreimen und Liedtexten zusammen, die im sog. Jugendheim einstudiert und aufgeführt wurden, wo die Kinder zusammen mit ihren Erziehern lebten. Der Sinn dieser Vorstellungen war weniger pädagogischer als vielmehr psychologischer Art, um die kleinsten der unfreiwilligen Gettobewohner bei dem heiteren Theater wenigstens für eine Weile die Trennung von ihren Angehörigen und die durchlebten Traumata vergessen zu lassen. In Theresienstadt erlebte im Dezember 1943 auch das Geblümte Pferd seine Uraufführung

Auch František Domažlický (eigentlich F. Tausig, 1913–1997) wurde 1941 ins Getto Theresienstadt und später in weitere Konzentrationslager deportiert. Wie Karel Reiner hatte auch er Glück und überlebte. Nach dem Krieg studierte er an der Prager Musikakademie und spielte als Violinist in verschiedenen Orchestern. Daneben widmete er sich auch der Kompositionstätigkeit. Seine Musik basiert auf einem tonalen Fundament und einer Melodik mit ausgeprägt lyrischem Akzent. Die Böhmischen Lieder für drei Frauenstimmen oder Frauen- oder Kinderchor und Streichquartett op. 17 entstanden im Jahr 1955.

Jiří Zahrádka