Wir werden immer eine winzig kleine Minderheit in der Welt sein, aber wenn ein kleines Volk etwas mit seinen kleinen Mitteln ausrichtet, dann hat dies einen besonderen und unermesslichen sittlichen Wert. Es stört nicht, dass wir ein kleines Volk sind; es hat seine Vorzüge, wir können einander besser kennen und intimer miteinander leben; wir können uns mehr zu Hause fühlen. Aber es ist eine große Sache, wenn ein kleines Volk unter den großen nicht zurückbleibt und sich an der Arbeit für eine höhere Menschlichkeit beteiligt. Auch wir wollen im Glockenturm der Welt die Glocken läuten... T. G. Masaryk

Im Jahr 2018 werden wir auf einhundert Jahre unseres selbständigen tschechischen Staats zurückblicken können, und die Worte unseres ersten Präsidenten T. G. Masaryk haben noch immer ihr Gewicht und ihre tiefe Weisheit. Unter allen Persönlichkeiten der tschechischen Nation war es gerade dem Komponisten Leoš Janáček vorbehalten, in jenem sinnbildlichen Glockenturm der Welt die Glocken zu läuten und unserem Volk das schönste Geschenk zu machen − eine einzigartige Musik voller Verständnis und Menschlichkeit. Während die vorausgegangenen Festivaljahrgänge das Opernschaffen Janáčeks stets im Kontext anderer Autoren und anderer Kunstrichtungen präsentiert haben, wird die sechste Auflage des Festivals ausschließlich dem Werk des großen mährischen Meisters gewidmet sein. Es werden sämtliche Bühnenwerke Janáčeks zu erleben sein – von seiner frühen Schaffensperiode in den letzten Jahrzehnten der Habsburgermonarchie, die von den Bemühungen um die Anerkennung der tschechischen Nation geprägt waren, bis hin zu den Höhepunkten seines Schaffens aus der Ära der unabhängigen Tschechoslowakischen Republik. Es ist kein Zufall, dass für die feierliche Eröffnung des bevorstehenden Festivals gerade Das schlaue Füchslein gewählt wurde − dieses Werk reflektiert nicht nur die Lebensweisheit seines Schöpfers, sondern sehr reizvoll auch das Leben in dem jungen und sich vielversprechend entwickelnden Staat − um es mit den Worten Haraštas zu sagen: „Du meine goldige Republik!“

Die Konzertaufführungen des Festivals reflektieren den hundertsten Gründungstag der Tschechoslowakischen Republik, und dies nicht nur formell, denn die Entstehung des selbständigen Staats fällt mit Janáčeks produktivster Schaffensperiode zusammen und markiert den Beginn seines großen Alterswerks, das seine bedeutendsten Kompositionen umfasst.

Das Konzertprogramm umfasst Orchester- und Kammerkonzerte, Konzertaufführungen von Opern, Rezitale von Gesangs- und Instrumentalsolisten sowie Chorkonzerte. Die während des Festivals erklingenden Werke stehen in engem Zusammenhang mit der Frage der Entstehung der Republik, mit dem Begriff der „nationalen Musik“, mit der Musik der anderen Völker in unserem Land oder in den Ländern der einstigen österreichisch-ungarischen Monarchie und zeigen auch auf, wie Komponisten in ihrem Werk wichtige historische Ereignisse reflektierten.

Dies alles in insgesamt 15 Konzerten mir renommierten Interpreten wie Thomas Adès, Jan Jiraský, Martin Kasík, Jitka Čechová, Simona Houda-Šaturová oder dem Pavel Haas Quartet.