Verwachsene Pfade

Die mährische Region des Horňácko gehört zu den Gebieten Tschechiens mit der ältesten und besterhaltenen Volkskultur, so dass sich seit über hundert Jahren auch viele Künstler dort ihre Inspiration gesucht und gefunden haben. Einer von ihnen war auch Leoš Janáček. In dem kleinen Landstrich am Fuße der Weißen Karpaten fand er volkstümliche Musikanten und Sänger, deren Kunst er bewunderte – Pavel Trn und seine Kapelle, die Sängerin Kateřina Hudečková oder seinen unschätzbaren Helfer, den Volksliedsammler Martin Zeman; in der benachbarten Region der Myjavské Kopanice faszinierte ihn das Spiel von Samko Dudík.

Ein Jahrhundert später bekennt sich zum Erbe dieser alten Volksmusikanten, aber gleichzeitig auch zur sehr modernen Auffassung Janáčeks, der das Volkslied als Inspirationsquelle für sein weiteres Schaffen begriff, das Ensemble Musica Folklorica. Diese Kapelle sprengt den Rahmen der traditionellen Zimbalmusik vor allem durch eigene, neue Arrangements und die behutsame Bearbeitung des bestehenden Liedguts nicht nur aus dem heimischen Horňácko, aber auch durch das sorgsame Studium von Archivmaterialien und die Suche nach halbvergessenen oder wenig bekannten Liedern. Musica Folklorica arbeitet langfristig mit herausragenden Sängern wie Dušan Holý, Luboš Holý, Veronika Malatincová oder Martin Prachař zusammen. Das Thema der Reflexion von Janáčeks Beziehung zum Horňácko ist den Mitwirkenden alles andere als fremd, finden sich unter ihnen doch mehrere Nachkommen des legendären Primas Trn oder des Liedsammlers Zeman, was diese ganze Verbindung noch einzigartiger macht.

Petr Pavlinec