Programm

Lieder aus den Sammlungen von Leoš Janáček

Mitwirkende Q VOX, Zimbalkapelle Danaj, Frauenchor Marína (Zvolen), Martin Jakubíček – Orgel

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Das Volkslied war Janáčeks lebenslanger treuer Begleiter. Er begegnete ihm bereits in seinem Geburtsort Hukvaldy, bei den Menschen unter der Burg, in der Schule, wo sein Vater Lehrer war. Während seines Studiums in Brünn wurde er Schüler von Pavel Křížkovský, dessen Chorwerk aus mährischen Volksliedern entsprang, die František Sušil gesammelt hatte. Als Musiklehrer kam Janáček in engen Kontakt mit dem zweiten großen Volksliedsammler in Mähren, František Bartoš, dessen gewaltige Edition mährischer Volkslieder er nach musikalischen Gesichtspunkten ordnete. Den Zeitraum um die Böhmisch-slawische Volkstumsausstellung in Prag (1895) können wir als klassische Epoche des volkstümlichen Janáček betrachten. Sie dauerte etwa 20 Jahre an, aber auch danach begleitete ihn das Volkslied bis ihn die letzten Jahre seines Lebens, als er zusammen mit Pavel Váša die große Edition der Mährischen Liebeslieder vorbereitete.

Für Leoš Janáček war das Volkslied die Quelle der nationalen Singkunst, er war überzeugt davon, mit seiner Komposition der Kunst der volkstümlichen Sänger, Zimbal-, Geigen- und Sackpfeifenspieler sehr nahe zu kommen. Als Künstler schöpfte er verschiedene Möglichkeiten aus, die ihm das intensive Studium des Volkslieds bot. Er verstand es zu zitieren, verwandte es als künstlerische Stilisierung, widmete ihm zahlreiche Adaptionen für Gesangsstimme und Klavier, für Soloklavier, für Männer- oder gemischten Chor, er ging auch von slowakischen Räuberballaden aus. Er drang in einem solchen Maße in die Stilmerkmale des mährischen Volkslieds ein, dass er in seinen Opern eigene Lieder im volkstümlichen Stil schuf, die von den echten Volksliedern nicht zu unterscheiden waren. Er war überzeugt, dass das slawische Volkslied die musikalische Entwicklung beherrschen würde wie einst der gregorianische Choral.

Das Programm mit dem Titel Blumen mit Liebeszauber bietet dem Zuhörer mehrere Stilisationsebenen in der Bearbeitung von Janáčeks folkloristischer Sammeltätigkeit. Die Lieder werden in artifizieller wie in rustikalerer Gestalt erklingen, von Solisten wie von Chören, als Inspirationsquelle für musikalische Improvisationen. Die artifizielle Ebene wird durch das Brünner Männergesangsquartett Q VOX repräsentiert, die folkloristische Sichtweise durch die Zimbalkapelle Danaj aus Strážnice mit ihren Solisten Magdalena Múčková und Jan Gajda, als authentisches Gegengewicht wird der Frauenchor Marína aus Zvolen zu hören sein. Die schlichte, aber dennoch außergewöhnliche Dimension des Programms wird untermalt durch den herausragenden Organisten und Jazz-Improvisator Martin Jakubíček. Das Programm wird begleitet durch Reproduktionen von Zitaten Leoš Janáčeks zum Volkslied und allgemein zur Musik.

Magdalena Múčková