Teatr Wielki Stanisława Moniuszka, Poznań

Koproduktion Théâtre Royal de la Monnaie und Teatro Comunale di Bologna

Autor Leoš Janáček

Dirigent Gabriel Chmura

Regie Alvis Hermanis


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  • Handlung und Inhalt der Oper

    1.Akt
    Die anmutige Jenůfa befürchtet, dass ihr Liebhaber Števa zum Militär eingezogen wird. Sie erwartet ein Kind von ihm, und die Rekrutierung würde die vorzubereitende Hochzeit vereiteln. Auch Števas Halbbruder Laca wirbt um Jenůfa und neckt sie wegen Števa. Der angetrunkene Števa kommt mit seinen Freunden und mit Musikanten in die Mühle – er hat mit anderen Rekruten die Nichteinberufung gefeiert, wobei viel getrunken worden ist. Jenůfas strenge Pflegemutter Kostelnička (dt. Küsterin) sieht die frohe Gesellschaft mit Števa. Vor allen Anwesenden erklärt sie, dass sie die Hochzeit zwischen Jenůfa und Števa erst nach einer einjährigen Prüfung billigen wird, während der sich Števa nicht betrinken darf. Laca versucht Jenůfa zu überzeugen, dass Števa sie nur wegen ihrer Schönheit liebt, und im Streit verletzt er sie mit seinem Messer im Gesicht.

    2.Akt
    Kostelnička versteckt Jenůfa zu Hause, um der Schande zu entgehen, und behauptet, dass das Mädchen in Wien arbeite. Jenůfa hat mittlerweile einen Sohn zur Welt gebracht. Während Jenůfa schläft, erniedrigt sich Kostelnička vor Števa und bittet ihn, Jenůfa zu heiraten. Dieser sagt aber, dass ihm Jenůfa mit ihrem zerschnittenen Ge¬sicht nicht mehr gefalle und er außerdem bereits mit der Tochter des Dorfrichters verlobt sei. Dann erscheint Laca und bittet Kostelnička, ihm Jenůfa zur Ehe zu geben. Als ihm aber Kostelnička gesteht, dass Jenůfa Števas Kind geboren hat, ist er bestürzt. Sein Schwanken erkennend, lügt die verzweifelte Kostelnička, dass das Kind gleich nach der Geburt gestorben sei. Sobald Laca fort ist, ertränkt Kostelnička das Kind in einem eisigen Fluss und redet Jenůfa ein, dass sie zwei Tage im Fieber geschlafen habe und der Junge inzwischen gestorben sei. Die gequälte Jenůfa willigt in die Heirat mit Laca ein.

    3.Akt
    Während der Vorbereitungen zur Trauung von Jenůfa und Laca kommt die Nachricht, dass man im Fluss eine Kindesleiche gefunden habe. Jenůfa erkennt die Mütze ihres Söhnchens und wird des Mordes verdächtigt. Kostelnička gesteht vor allen ihre Tat. Ehe sie vom Dorfrichter weggeführt wird, vergibt Jenůfa ihr, weil sie versteht, dass ihre Stiefmutter es nur aus Liebe zu ihr getan hat. Jenůfa glaubt nicht, dass Laca sie noch zur Frau möchte, und schickt ihn weg. Laca verspricht ihr aber, auch in schlechten Zeiten an ihrer Seite zu stehen. Jenůfa begreift, dass sie in ihm ihre wahre Liebe gefunden hat, „mit welcher der Herrgott zufrieden ist“.

  • Besetzung der Opern


    Dirigent: Gabriel Chmura
    Regie und Bühnenbild: Alvis Hermanis
    Kostüme: Anna Watkins
    Choreografie: Alla Sigalova
    Lichtdesign: Gleb Filshtinsky
    Projektionen: Ineta Sipunova
    Chorleiter: Mariusz Otto

    Besetzung
    Jenůfa: Ilona Krzywicka
    Laca Klemeň: Titusz Tóbisz
    Števa Buryja: Piotr Friebe
    Die Küsterin Buryjovka: Eliška Weissová
    Die alte Buryjovka: Olga Maroszek
    Altgesell: Rafał Korpik
    Richter: Tomasz Mazur
    Richterin: Sylwia Złotkowska
    Karolka: Barbara Gutaj-Monowid
    Hirtin: Magdalena Wilczyńska-Goś
    Barena: Natalia Puczniewska-Braun
    Jano: Agnieszka Adamczak
    Alte Dörflerin: Elwira Radzi-Pacer
    Eichelhäher: Andrea Široká

Beim diesjährigen Festival wird Jenůfa vom Ensemble des Posener Teatr Wielki dargeboten, welches mit seiner mehr als hundertjährigen Tradition zu den führenden polnischen Opernensembles zählt. Die ursprünglich für das Brüsseler Opernhaus La Monnaie geschaffene Inszenierung ist das Werk des lettischen Regisseurs und Dramatikers Alvis Hermanis, einer der herausragendsten Gestalten der europäischen Theaterszene. Die effektvolle Inszenierung ist im ersten und dritten Akt künstlerisch an die opulenten Darstellungen eines Alfons Mucha angelehnt, der Chor zeigt sich in reich verzierten Trachten. Einen desto größeren Kontrast bildet der zweite Akt, dessen Handlung in die kommunistische Ära der Sechzigerjahre verlegt wurde, wo die Stilisierung in Momenten höchster Tragik durch realistische Schauspielkunst abgelöst wird.

Jenůfa gehört zu den berühmtesten Werken Janáčeks. Seine Grundlage bildet ein realistisches Drama von Gabriela Preissová (1862–1946), welches der Komponist selbst zum Opernlibretto umarbeitete. Obgleich er den Text des Schauspiels deutlich kürzen musste, gelang es ihm, eine noch tiefere Wirkung der tragischen Geschichte aus der mährischen Provinz zu erzielen. Der verschwenderische und unbeständige Števa, der ungestüme und doch in seinem Herzen liebevolle Laca und vor allem die unerbittliche Küsterin, welche in der Bemühung, sich ihre Stellung und den Respekt der Dorfgemeinschaft zu erhalten, auch vor der Tötung des Kindes ihrer Ziehtochter Jenůfa nicht zurückschreckt – Janáček beschreibt die einzelnen Charaktere in meisterhafter dramatischer Verkürzung, die den Zuschauer frösteln lässt, doch gleichzeitig Mitgefühl und Verständnis weckt. Die Arbeit an Jenůfa beanspruchte Janáček für fast neun Jahre. Den ersten Akt der Oper vollendete er im Jahr 1897, der zweite und der dritte entstanden unter für Janáčeks Familie höchst tragischen Umständen. Im Jahr 1902 war Janáčeks Tochter Olga während eines Besuchs bei seinem Bruder in Sankt Petersburg schwer erkrankt. Janáček vollendete den zweiten Akt der Oper nach Olgas Rückkehr und den dritten unmittelbar vor ihrem Tod im Februar 1903. Die Oper Jenůfa widmete er dem Andenken seiner Tochter. Mit der Uraufführung wollte Janáček das Prager Nationaltheater betrauen, wo sein Ansinnen jedoch mit der Begründung abgelehnt wurde, das Stück sei für die Aufführung auf der namhaftesten tschechischen Opernbühne nicht geeignet. Die Premiere fand daher am 21. Januar 1904 in Brünn statt, wo das Werk unerwarteten Erfolg hatte. Erst 1915 gelang es, auch die Leitung des Prager Theaters und seinen Dirigenten Karel Kovařovic von dem Stück zu überzeugen. Mit der überaus erfolgreichen Prager Premiere am 26. Mai 1916 war Janáček endlich zu landesweiter und sehr bald auch zu weltweiter Anerkennung gelangt.

Patricie Částková